Ein Vogelkäfig für Papageno

Ich freute mich sehr, als ich die Bestellung von Theresa und Patrick erhielt. Patrick Oetterli ist mein Chordirigent. Er und seine Frau Theresa Lehmann hatten vom Stadtorchester Solothurn den Auftrag erhalten, eine Kurzfassung der „Zauberflöte“ für Kinder auf die Bühne zu bringen. Theresa übernahm Regie und Ausstattung, Patrick die Hauptrolle als Papageno. Und so standen sie letzten Herbst bei mir in der Werkstatt und brauchten einen Vogelkäfig. Einen, den man am Rücken tragen kann und so die Hände frei hat zum gestikulieren. Einen, wie es noch keinen gab. Darum war ich völlig frei. Nur funktionieren musste das Ding und zu klein durfte es auch nicht sein, weil es sonst nicht wahrgenommen würde. Also musste Patrick stillhalten, damit man Mass nehmen konnte. Wir einigten uns auf 70 cm  Gesamthöhe, 35 cm Breite und gut 20 cm in der Tiefe. Zeit hatte ich genug. Die Aufführungen waren im März und die Proben sollten im Februar beginnen.

Ein Vogelkäfig musste gestäbt geflochten sein, das war klar. Ich konsultierte mein französisches Lehrbuch, in dem die Herstellung eines runden Vogelkäfigs beschrieben war. Die Originale hatten auch einen gestäbten Boden und darunter einen zusätzlichen Ring. Die eine Hälfte der Staken war an diesem Ring befestigt, die andere Hälfte der Runde am Boden. Dies ermöglichte, ein Blech unter dem Boden einzuführen. Das diente als Kotfänger, den man herausnehmen und reinigen konnte. All dies konnte ich mir schenken, denn der Käfig würde von künstlichen Vögeln bewohnt, welche nichts fallen lassen. Ich entschied mich für einen Holzboden, nicht nur, weil das schneller ging. Er senkte auch den Schwerpunkt und der Käfig konnte nicht schon bei der kleinsten Berührung umfallen. Nach Rücksprache mit den Auftraggebern verzichteten wir auch auf ein Türchen. Stattdessen wurde der Korb mit einem gewölbten Auffalldeckel versehen, damit man die Vögel einfacher befestigen oder wieder herausnehmen konnte. Ein richtiger Vogelhändler hätte damit wohl nichts anfangen können. Wenn er einen Vogel herausnehmen oder einsperren wollte, würden alle andern davon fliegen.

Die Steller befestigte ich mit Heftklammern am Boden, ebenso die geraden Weidenstöcke, die ich als Eckstöcke verwendete. Die Nägel decke ich mit einem halbierten 10 mm Peddigrohr ab. Die dicken Enden der Weiden legte ich mit einem Kippschlag über 2 zu einem Fuss um. Die Eckstöcke wurden mit einem Gestell aus feinen Leisten auf Distanz gehalten. Nach einer 3-er Kimme verdoppelte ich die Stellerzahl mit Weiden, welche ich mit dem Fuss nach oben einsteckte. Die wurden in gleichem Masse dicker, wie die   Steller dünner und führten so auf der ganzen Höhe zu gleichen Abständen.  Auf etwa 50 cm Höhe flocht ich zwei Fitzen in einem Abstand von etwa 2 cm. Dort konnte man später ein paar Steller herausschneiden zum befestigen der Traggurte. Den Auffalldeckel habe ich darauf sitzend „à la française“ geflochten. So konnte ich die Staken mit den Spitzen je zur Hälfte nach den beiden Seiten ausrichten und damit gleich den Zuschlag flechten. Als der Käfig fertig war, bekam ich noch ein Sortiment Vögel geliefert, die ich darin verteilen sollte. Ich befestigte Weidenstöcke mit umgelegten Schalmen über den Fitzen. In diese bohrte ich an den Stellen, bei denen ein Vogel sitzen sollte, zwei Löcher, die in verschiedener Richtung geneigt waren. Da die Vögel einen Styroporkern hatten, konnte ich so den Vogel auf den ersten Nagel stecken und den zweiten danach von unten hinein stossen. So sass der Vogel fest und konnte auch nicht wegfliegen, während ich die übrigen montierte.

Die Aufführungen, welche ich leider verpasste, müssen sehr lebhaft gewesen sein mit bunten Kostümen und viel Animation. Die Kinder wurden auf die Bühne geholt und ins Geschehen mit einbezogen. In Solothurn musste eine zweite Aufführung angesetzt werden, weil die erste so schnell ausverkauft war und in Trimbach war der riesige Mühlemattsaal praktisch ausverkauft.

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